Lebensfreundliche Illumination und erschöpfte Ironie. Zu Thomas Manns Zauberberg
Abstract
Der Beitrag skizziert zunächst die Haupttendenzen der jüngeren Forschungen zu Thomas Manns «Zauberberg». Seit der einhelligen Kritik an der Dominanz der Schopenhauer-Rezeption zeichnen sich zwei Leithypothesen ab: Einerseits das Plädoyer für einen Neuhumanismus, den der Protagonist aus reflektierter Todesfaszination und aus autodidaktischen biochemischen Forschungen entwickelt; andererseits die ironische Ambivalenz der erzählten Positionen (Settembrini, Naphta, Mme. Chauchat, Peeperkorn), die in einen narrativen Relativismus münden. Die Überprüfung dieser Dichotomie anhand der Autoreflexivität des Romans ergibt, dass gerade im Schlusskapitel die ironischen Vorbehalte und die parodistische Überlegenheit vor dem Hintergrund der Weltkriegskatastrophe versagen und verschwinden, zugleich aber die ironiefreie Programmatik der «Lebensfreundlichkeit» ihre Geltungskraft nahezu einbüßt. Dieses Dilemma ist das offene Problem des Romans.Downloads
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