Literatur als Erinnerungsmedium: Nationalsozialismus und Holocaust in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Abstract
Innerhalb der europäischen Literaturen erreicht der Auseinandersetzung mit dem Holocaust in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Diese symptomatische Verspätung zeigt sich auch in der deutschen Literatur: In den neunziger Jahren erscheinen zahlreiche Romane und Autobiographien, die auf jeweils spezifische Weise den Holocaust in das kulturelle Gedächtnis der Deutschen einschreiben. Der Artikel stellt am Beispiel von Martin Walsers Ein springender Brunnen, Uwe Timms Am Beispiel meines Bruders, W.G. Sebalds Austerlitz und Bernhard Schlinks Der Vorleser unterschiedliche Formen der literarischen Erinnerung an den Holocaust vor. Diese Werke bewegen sich zwischen Autobiographie und Roman; gemeinsam ist ihnen der Versuch, den Holocaust zu thematisieren, ohne das Entsetzen zu glätten, das mit diesem Ereignis verbunden ist. Die Literatur erweist sich dabei als Erinnerungsmedium, das zugleich den Prozeß der Erinnerung kritisch reflektiert.
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