Kants Systems- und Freiheitsbegriffe als Ursprung Schellings mittlerer Metaphysik der Freiheit
Resumen
In diesem Artikel werden wir die Begriffe System und Freiheit in Kants Kritik der reinen Vernunft im Lichte ihrer späteren idealistischen Entwicklung untersuchen, die zum absoluten Idealismus von Schelling und Hegel führt, und deren anschließende Auflösung, so unsere Hypothese, in Schellings mittlerer Metaphysik. Unsere Hypothese ist, dass eine Rückkehr Schellings zu Kant in seiner Spätphilosophie sich auf den methodologischen und metaphysischen Dualismus bezieht, den letzterer zwischen theoretischer und praktischer Vernunft, zwischen Sein und Werden aufstellt und auf dem die Möglichkeit und Wirklichkeit der menschlichen Freiheit, wie Schelling sie ab 1809 denkt, beruht. Wir werden hier die Voraussetzungen von Schellings Rückkehr zu Kant in zwei Momenten aufzeigen. Erstens (§ 1) werden wir die Begriffe System und Philosophie analysieren, die Kant an verschiedenen Stellen in der Kritik der reinen Vernunft einführt, und wir werden kurz zeigen, wie ihre spätere idealistische Entwicklung eine Abkehr von Kants eigenem kosmischen und praktischen Philosophiebegriff hin zu einer Vorstellung von logischer oder idealer Vollkommenheit der Erkenntnis darstellt. Zweitens (§ 2) überprüfen wir die verschiedenen Bedeutungen von Kants Freiheitsbegriff in seinen kritischen Werken im Lichte des Dualismus von Schellings mittlerer Metaphysik, und wir schlagen vor, dass es nur in einem dualistischen System, das den Unterschied zwischen Sein und Sein-soll nicht aufhebt, wahre menschliche Freiheit geben kann.