Polis und Kosmos. Habermas, Ratzinger und Kant über Politik und Religion
Resumen
Anknüpfend an einen Dialog zwischen Jürgen Habermas und Joseph Ratzinger von 2004 über vorpolitische Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates werden Eckpunkte möglicher Rechtfertigungen und ein strukturelles Defizit des Staates erörtert: selbst der demokratischste gefährdet die Freiheit seiner Bürger. Ratzinger und Habermas weisen dem religiösen Glauben differente Funktionen zu, um diesem und verwandten Defiziten abzuhelfen: Ratzinger setzt auf tiefe religiöse Überzeugung, Habermas auf Kulturchristentum. Dagegen wird hier die These vertreten, dass die vorgeschlagenen Abhilfen nicht wirkungsvoll sind. Vielmehr bedarf es einer im kritischen Kantischen Sinn metaphysischen Begründung des Staates und der Moralität aus der internen Struktur der reinen praktischen Vernunft, um die Notwendigkeit einer Pluralität partikularer demokratischer Staaten und der Singularität eines universalen ethischen Gemeinwesens zu verstehen und angemessen zu bewerten.