Die entehrenden Strafen in den Jahren des ausgehenden französischen «Ancien Régime»: Gesetzliche und doktrinäre Behandlung

Abstract

Während fast zwei Jahrhunderten beinhaltete das französische Strafsystem der Neuzeit eine Gruppe von Strafen, die man «entehrende Strafen» nannte. Jedoch wurden diese Strafen nicht erst durch die Gesetzgeber der Neuzeit erschaffen, sondern die juristischen Quellen des Gerichtssystems des Ancien Régime enthielten bereits Strafen unter dieser Bezeichnung. Der Einfluss der juristischen französischen Tradition auf das verfasste Gesetz läd dazu ein, den Ausgangspunkt und den Grund für diese Strafen zu untersuchen.. Um die charakteristischen Merkmale dieser Gruppe von Strafen kennenzulernen, muss man zunächst wissen, was und welche die «entehrenden Strafen» waren, welche charakteristischen Merkmale sie voneinander unterschieden und welche Rolle sie bei ihrer historischen Entstehung spielten. Um diese Ziele zu erreichen, werden sowohl Gesetzestexte als auch Gewohnheitsrechtsdokumente untersucht sofern sie die Quellen der Entstehung und der Auslegung des Rechts par excellence darstellen. Dank dieser Lehrquellen erschlieβt sich der Inhalt des römischen Rechts und des Kirchenrechts, welches zu dieser Zeit in Frankreich galt. Nach dieser Untersuchung kann man beobachten, dass diese Strafkategorie von der Rechtsdoktrin des Ancien Régime auf der Grundlage des römischen Rechts geschaffen wurde. Diese Strafkategorie spielte eine bedeutende Rolle im Ancien Régime, sowohl hinsichtlich der Vielzahl der Strafarten, die sie umfasste als auch hinsichtlich der groβen Anzahl der Fälle, in der sie angewandt wurde.