SCIENCE AND WISDOM. KANT ON THE FORMS OF METAPHYSICS
“Noumenorum non datur scientia„.1
Der Beitrag eruiert den Metaphysikbegriff Kants in der systematischen Spanne zwischen Wissenschaftslehre und Weisheitslehre. Der erste Abschnitt erörtert das architektonisch- methodologische Verhältnis von transzendentaler Kritik und theoretischer Metaphysik beim kritischen Kant, insbesondere in der Kritik der reinen Vernunft (1781/87). Der zweite Abschnitt präsentiert Kants kritische Konzeption einer limitativen Metaphysik des (psychologischen) Anti-Materialismus, (kosmologischen) Anti-Determinismus und (theologischen) Anti-Fatalismus in den Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik (1783). Der dritte Abschnitt behandelt Kants kritische Konzeption einer praktisch-dogmatischen Metaphysik des "Übersinnlichen in uns, über uns und nach uns" im Fragment der Preisschrift über die Fortschritte der Metaphysik (1793).
Kant, transzendentale Kritik, theoretische Metaphysik, praktisch-dogmatische Metaphysik, Grenze der Vernunft, Fortschritte der Metaphysik
The article explores Kant's conception of metaphysics in its systematic tension between a doctrine of science (Wissenschaftslehre) und a doctrine of wisdom (Weisheitslehre). The first section analyzes the methodological and architectonic relation between transcendental critique and theoretical metaphysics in Kant's critical philosophy, especially in the Critique of Pure Reason (1781/1787). The second section presents Kant's critical conception of a limitative metaphysics of (psychological) anti- materialism, (cosmological) anti-determinism und (theological) anti-fatalism in the Prolegomena to Any Future Metaphysics (1783). The third section deals with Kant's critical conception of a practical- dogmatic metaphysics of the "supersensible in us, above us and after us" in the fragmentary Prize Essay on the Advances of Metaphysics (1793).
Kant, Transcendental Critique, Theoretical Metaphysics, Practical-Dogmatic Metaphysics, Boundaries of Reason, Advances of Metaphysics
1 AA 20:277.
In den späten 1780er Jahren notiert sich der Göttinger Physiker und Philosoph G. Chr. Lichtenberg in einem der Sudelbücher, die seinen postumen weltliterarischen Ruhm als Aphoristiker und Satiriker begründen sollten, die folgende Beobachtung:
"Ich habe schon lange gedacht, die Philosophie wird sich noch selbst fressen. – Die Metaphysik hat sich zum Teil schon selbst gefressen."2
Die Prognose des Autophagismus, die Lichtenberg der Philosophie im allgemeinen stellt und die er im Hinblick auf die Metaphysik gar als Diagnose vorträgt,3 verdankt sich nicht genereller Kulturkritik oder allgemeiner Skepsis gegenüber der Philosophie. Vielmehr ist sie
Bestandteil von Lichtenbergs gründlicher, kenntnisreicher und produktiver Auseinandersetzung mit der kritischen Philosophie Kants, insbesondere mit der kritischen theoretischen Philosophie der Kritik der reinen Vernunft.4 Die von Lichtenberg in den Sudelbüchern zusammengetragene Reflexion und Reaktion auf zentrale Konzepte und
Doktrinen Kants, allen voran die des transzendentalen Idealismus ("Vorstellung in uns") und die der transzendentalen Einheit der Apperzeption ("es denkt") hat, als sie ab 1800 im Rahmen der Publikation von Lichtenbergs Vermischten Schriften veröffentlich wurde, sogar auf Kant zurückgewirkt, der im Opus postumum den Lichtenberg der Sudelbücher neben den Schelling des System des transzendentalen Idealismus (1800) unter die Fortführer des
kritischen Idealismus rechnet.5
Bei der von Lichtenberg so drastisch beschriebenen Tendenz der Philosophie und speziell der Metaphysik zur Selbstdestruktion handelt es sich um eine ungleich radikalere Einschätzung von Kants philosophischer Revolution und revolutionärer Philosophie, als es ihre notorische
frühere Einschätzung durch Moses Mendelssohn gewesen war, der den kritischen Kant den "alleszermalmenden" genannt hatte.6 Mendelssohns Auffassung vom Omnidemolitor Kant war erfolgt aus der Perspektive der von der Kritik der reinen Vernunft methodologisch diskreditierten, konzeptuell desavourierten und doktrinal destruierten Leibniz-Wolffschen
Schulphilosophie, als deren aufgeklärt-populärer Spätrepräsentant Mendelssohn sich verstanden hatte. Lichtenberg dagegen nimmt seine Einschätzung aus der Binnenperspektive
2 Georg Christoph Lichtenberg, Schriften und Briefe, hg. v. Wolfgang Promies (München: Hanser, 1968), 1:742 (J 620).
3 Zur Wiederaufnahme des Topos siehe Jacques Bouveresse, Le Philosophe chez les autophages. Paris: Vrin
1984.
4 Siehe dazu Günter Zöller "Lichtenberg, Georg Christoph," in Routledge Encyclopedia of Philosophy, hg. v. E.
Craig, 10 Bde. (London: Routledge, 1998), 5: 622-625 und ders., "Lichtenberg and Kant on the Subject of Thinking," Journal of the History of Philosophy 30 (1992), 417-441.
5 Siehe AA 21:87.
6 Siehe Moses Mendelssohn, Morgenstunden oder Vorlesungen über das Dasein Gottes. Der Briefwechsel Mendelssohn – Kant, hg. v. Dominique Bourel (Stuttgart: Reclam, 1979), 5.
der kritischen Philosophie vor, als deren unorthodoxer Anhänger und undoktrinaler Fortsetzer er sich und sein Wirken sieht.
Wenn Lichtenberg die Metaphysik als in Selbstverzehr begriffen ausgibt, dann liegt darin die Behauptung, daß die Metaphysik nicht einem Angriff von außen zum Opfer gefallen ist, sondern durch sich selbst und an sich selbst zugrundegeht. Mit seiner Vorstellung vom reflexiven Kannibalismus nimmt Lichtenberg in grotesker Übertreibung zwar, aber doch in sachlicher Übereinstimmung das Selbstverständnis der Kritik der reinen Vernunft als einer Selbstkritik der Vernunft im Hinblick auf deren grundsätzliche Befähigung ("Vermögen") zur rein-apriorischen Gegenstandsbeziehung auf. Lichtenbergs Narrativ von der selbstfresserischen Philosophie und speziell von der suikannibalen Metaphysik präsentiert die von Kant angestrebte Selbstprüfung der Vernunft im Hinblick auf deren Ergebnis als, zumindest partielle ("... zum Teil ...") Selbstaufhebung und Selbstvernichtung.
Auch Kant hat die Metaphysikkritik, als die das Unternehmen einer "Kritik der reinen Vernunft" entwicklungsgeschichtlich beginnt und systemarchitektonisch endet, in ihrer Selbstbezüglichkeit erkannt und gelegentlich mit der Formel von der "Metaphysik von der Metaphysik"7 namhaft gemacht. Der darin andeutete Status der Kritik als Metametaphysik
indiziert zunächst die thematisch-topische Kontinuität von Metaphysik und Kritik, die beide Metempirisches, Apriorisches zum Gegenstand haben. Sodann kommt in Kants duplikativ- rekursiver Einschätzung des Verhältnisses von Kritik und Metaphysik zum Ausdruck, daß die Kritik der Metaphysik ebenso zugrunde liegt wie auf sie zu folgen vermag. Schließlich ist mit der Paarung von Kritik und Metaphysik eine klandestine Kontinuität, ja essentielle Identität zwischen Kritik und Metaphysik angezeigt. Die Kritik löst die Metaphysik nicht nur auf; sie löst die Metaphysik auch ab. Mit einer Leibniz proto-kritischem Programm für die moderne Metaphysik entlehnten Formel kann von der kritischen Emendation der Metaphysik bei Kant die Rede sein.8
Das enge, tendenziell identifikatorische Verhältnis von Kritik und Metaphysik bei Kant hat aber nicht nur doktrinale Gründe, die Kritik und Metaphysik in der Sache zusammenführen. Daß Kant auch das revisionistisch oder sogar revolutionär auf die Metaphysik bezogene
7 AA 10:269 (Brief an M. Herz, nach dem 11. Mai 1781).
8 Siehe dazu Günter Zöller, "Metaphysik nach der Metaphysik. Die limitative Konzeption der Ersten Philosophie bei Kant", in Unser Zeitalter – ein postmetaphysiches? hg. v. Karin Gloy (Würzburg: Königshausen und Neumann, 2004), 231-243.
Unternehmen der Kritik noch im weiteren, eigens erweiterten Umkreis der Metaphysik ansiedelt, reflektiert auch eine konzeptuell-terminologische Verlegenheit, fehlt doch bei Kant und auch in der nachkantischen Philosophie, speziell im deutschen Idealismus, noch jener disziplinäre Neologismus, mit dem dann die nach-idealistische, neukantianische akademische Philosophie die estimierte Kritik von der inkriminierten Metaphysik sondern sollte – "Erkenntnistheorie". Zu den tentativen Titeln, die der späteren Wortprägung vorgreifen und sie anbahnen, gehören "Traktat von der Methode" (Kant), "Transzendentalphilosophie" (bei Kant, Fichte und Schelling), "Wissenschaftslehre" (bei Fichte und Bolzano) und "Logik" (bei Hegel). Im Vergleich zu den Vorgängerkonzeption, die allesamt noch die Ursprungsprägung und Zielintention der Metaphysik als Erster Philosophie (prote philosophia, prima philosophia) aufnehmen, tritt der Begriff 'Erkenntnistheorie' dann gezielt und gewollt spezialisiert, akademisiert und professionalisiert auf.
Doch nicht nur der Kritikbegriff Kants erweist sich als Platzhalter für künftige Konzeptionen. Auch der Begriff der Metaphysik ist bei Kant multidimensional und differenziert angelegt. Er designiert ebenso die durch Kritik revidierte, ja in den Orkus der Philosophiehistorie relegierte, "alte" Metaphysik, die eben noch in Gestalt der Leibniz-Wolffschen Schulphilosophie eine moderne Spätblüte erlebt hatte, wie die durch Kritik possibilisierte, per anticipationem auch schon etablierte, "künftige" Metaphysik, die kritische Errungenschaften in Methode und Selbstverständnis in die verwandelt fortgeführte Bearbeitung der metaphysischen Kernanliegen ("Gott, Seele, Welt") einbringt. Vor allem aber stellt die Kritik die Metaphysik unter die logisch-methodische Erstanforderung der Wissenschaftlichkeit ("Metaphysik als Wissenschaft", wie es in der Titelformulierung der Prolegomena lautet), der gegenüber alle früheren Versuche auf dem Gebiet der Metaphysik als methodisch naiv und doktrinal defizient erscheinen und ein für alle mal durch den Doppelstandard von Gewißheit und Wahrheit abgelöst werden sollen.
Doch wird die primäre Perspektive der Kritik auf die "Metaphysik als Wissenschaft" originär wie destinatär eingeschränkt durch einen gegenüber der metaphysischen Tradition wie ihrer kritischen Transformation alternativen Metaphysikbegriff. Im Hinblick auf ihren Ursprung gilt die Metaphysik dem kritischen Kant als vorwissenschaftlich-lebensweltliches Fundamentalprojekt menschlicher Vernunft ("Naturanlage", "metaphysica naturalis"),9 das
9 KrV, B 21.
mit proto-praktischen Konzepten ("Bedürfnis", "Interesse")10 begründet und legitimiert wird und die angestrebte wissenschaftliche Metaphysik zum bedingt-notwendigen Instrument und probaten Mittel der essentiellen Selbstverständigung und fundamentalen Weltorientierung endlich-vernünftiger Wesen werden läßt. Doch beinhaltet die Zurückführung der Metaphysik auf eine naturwüchsige Disposition ("Naturanlage") bei Kant nicht etwa die Naturalisierung der Metaphysik, sondern gerade umgekehrt die Namhaftmachung eines supranaturalen, metempirischen Kerns menschlicher Existenz und Lebensführung ("Vernunftnatur"), der das Physische – unter Einschluß des Psychischen – essentiell übersteigt und so den Menschen mit den Mitteln des vernünftigen Denkens über sich selbst aufklärt und auf sich selbst zurückführt.
In der mit dem dispositionellen Ursprung der Metaphysik korrelierten finalen Perspektive entspricht der der Metaphysik als Wissenschaft vorgängigen Metaphysik als Naturanlage die der wissenschaftlichen Metaphysik nachfolgende und aus ihre folgende Metaphysik als gelehrt-gelebter Weisheit ("Weisheitslehre").11 Der ultimative Schritt von der Szienz zur Sapienz in Kants Metaphysikkonzeption nimmt das traditionelle, vor allem für die Antike charakteristische Selbstverständnis der Philosophie als Lebensform (bios) auf. Doch während die frühere Philosophie die lebenspraktische Zweckbestimmung der Philosophie überwiegend im Hinblick auf die praktische Philosophie als zweite Philosophie, speziell die Ethik, entwickelt hatte, verortet Kant die Zielform der Philosophie im Ausgang von der Metaphysik
als Erster Philosophie und speziell von deren kritischer Neubegründung.
In der Gesamtdisposition der Kritik der reinen Vernunft ist die kritische Intention auf Metaphysik nicht nur generell präsent, sondern sogar prominent. Die Abfolge von Transzendentaler Analytik und dreigegliederter Transzendentaler Dialektik (Paralogismen, Antinomie und Transzendentales Ideal der reinen Vernunft) nimmt paßgenau die Einteilung der alt-neuen Schulmetaphysik in generelle Metaphysik oder Ontologie (metaphysica generalis, ontologia) und spezielle Metaphysik (metaphysica specialis) und die Unterteilung der speziellen Metaphysik nach der Thementrias Seele – Welt – Gott in die rationale Psychologie, die rationale Kosmologie und die rationale Theologie (psychologia rationalis, cosmologia rationalis und theologia rationalis) auf, die dabei zu Bestandteilen einer reinen Gegenstandslogik ("transzendentale Logik") werden.
10 KrV A 583/B 611; AA 4:257.
11 AA 20:261, 273, 301.
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Durch die der Reallogik der reinen Vernunft architektonisch vorgelagerte und systematisch vorausgesetzte reine Formenlehre der Sinnlichkeit (Transzendentale Ästhetik) wird der Ambitus rein-vernünftiger gültiger Gegenstandserkenntnis in der Kritik der reinen Vernunft präliminar eingeschränkt. Statt mit den Dingen selbst ("Dinge an sich") hat es die Metaphysik ursprünglich mit deren empirischen Manifestationen ("Erscheinungen") zu tun, die sie auf zweifache Weise fortbestimmen kann. Durch den konstitutiven Gebrauch der reinen Verstandesbegriffe ("Kategorien") gelangt die Vernunft zu objektiven Gegenstände in Raum und Zeit ("Natur"). Durch den regulativen Gebrauch der reinen Vernunftbegriffe ("transzendentale Ideen") gelangt sie zu idealen gegenständlichen Ausgestaltungen des Unbedingten.
Für den positiv-kritischen, konstruktiven Theorieteil der Transzendentalen Logik (Transzendentale Analytik) spezifiziert Kant selbst das Nachfolgeverhältnis zur generellen Metaphysik schulphilosophischer Prägung mit der Einschätzung, den "stolze[n] Namen der Ontologie"12 durch den bescheidenen Titel einer "Analytik der Erscheinungen" ersetzt zu
haben. In der Begrifflichkeit der Schullogik formuliert, liefert die Kritik der reinen Vernunft in ihrem ersten Teil so einen "Kanon des reinen Verstandes",13 nach dessen Maßgabe empirische Gegenstanderkenntnis oder die Erkenntnis empirischer Gegenstände zustande kommt. Doch ist der kanonische reine Verstand nicht befähigt, bloß für sich und ohne die
Zusatzbedingungen von sinnlicher Anschauung die Funktion eines logischen Instruments der Erkenntniserweiterung ("Organon")14 zu übernehmen.
Im Hinblick auf den negativ-kritischen, destruktiven Theorieteil der Transzendentalen Logik (Transzendentale Dialektik) führt die Kritik des reinen Vernunftvermögens zur Verabschiedung der alten Metaphysik von Seele, Welt und Gott zugunsten einer Rumpfmetaphysik der korrelierten regulativen Ideen zum Zweck des optimierten empirischen Verstandesgebrauchs. Schulphilosophisch formuliert resultiert die Kritik des erfahrungsfreien, reinen Vernunftgebrauchs in dessen gezielter Kontrollierung und planmäßigen Polizierung ("Disziplin der reinen Vernunft"), so daß die Vernunft in ihrem die Erfahrung überschreitenden Gegenstandsbezug weder ein Erkenntnisleistungsmittel ("Kanon") noch ein Erkenntniserweiterungsinstrument ("Organon") zu liefern vermag. Mit ihrer Doppeltheorie
12 KrV A 247/B 303.
13 KrV A 796/B 824; s. auch A 131/B 170.
14 KrV A 12/B 26.
des reinen Verstandes und der reinen Vernunft, die deren direkt-konstitutiven bzw. indirekt- regulativen Erfahrungsgegenstandsbezug begründet, verwandelt die Kritik der reinen Vernunft die klassische Metaphysik in eine kritische Metaphysik in Gestalt einer nicht- empirischen Theorie der Erfahrung oder einer "metaphysics of experience" (H. J. Paton).
Doch finden sich in der Kritik der reinen Vernunft, zusätzlich zur kritischen Aufhebung der Metaphysik in die Kritik der reinen theoretischen Vernunft, auch Hinweise und Verweise sowie Ankündigungen und Planungen, die auf eine allererst zu liefernde Metaphysik Bezug nehmen, welche auf der Grundlage und nach Maßgabe der Kritik der reinen Vernunft zustandekommen soll. Mehr noch: die angekündigte Metaphysik ist mehrfach und verschieden skizziert und projektiert. Es sind insbesondere die rahmenden Partien der Kritik der reinen Vernunft – die Vorreden und Einleitungen der ersten und zweiten Auflage sowie die unverändert in die zweite Auflage übernommene Transzendentale Methodenlehre –, die eine post-kritische Metaphysik skizzieren und projektieren. Dabei kommt es überdies zur Pluralisierung des Metaphysik-Vorhabens im Anschluß an die Kritik der reinen Vernunft. Da
ist zunächst die geforderte formelle Komplettierung der Kritik der reinen Vernunft in einem "System der Transzendentalphilosophie",15 das die vorerst nur skizzierte, aber im Entwurf schon vollständige "Idee der Transzendental-Philosophie"16 nach dem Vorbild der schulmetaphysischen Lehrbücher (Baumgarten, Metaphysica) liefern soll. Doch unterscheidet sich die systematisch ausgestaltete Transzendentalphilosophie nach Kants eigenem Bekunden nicht wesentlich von den methodischen und doktrinalen Konzepten der Kritik der reinen Vernunft, die sie um abgeleitete Begriffe ergänzen soll.
Anders verhält es sich mit der im Anschluß an die Kritik der reinen Vernunft zu liefernden Metaphysik, die nicht wie die Transzendentalphilosophie auf alle Arten von Gegenständen ("Gegenstände überhaupt") geht, sondern auf eine spezifische Art von Gegenständen oder von Gegenstandsbereichen. In dieser Perspektive auf eine post-kritische spezielle Metaphysik projektiert die "Architektonik der reinen Vernunft" ein umfassend ganzheitliches und diffizil
durchgegliedertes Lehrgebäude von Disziplinen und Teilgebieten der Metaphysik.17
Maßgeblich für Kants eigene posteriore philosophische Produktion ist dabei die Zweiteilung der Metaphysik nach den komplett-diskjunktiven Gegenstandsgebieten Natur und Freiheit, die
15 KrV A 12/B 25.
16 KrV A14/B 28.
17 Siehe KrV A 845f./B 873f.
zur Doppelkonzeption der Metaphysik als "Metaphysik der Natur" und "Metaphysik der Sitten" führt.18
Die kritische Fundierung der reinen praktischen Philosophie oder puren Moralphilosophie hat Kant zwischen den beiden Auflagen der Kritik der reinen Vernunft mit der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785) geliefert und nach der zweiten Auflage der ersten Kritik um die Kritik der praktischen Vernunft (1788) mit ihrem systematischen Schwerpunkt auf der Einheit von theoretischer und praktischer Vernunft ergänzt. Die ausgeführte Metaphysik der Sitten liefert dann das so betitelte Werk mit seiner Zweiteilung in eine reine Rechtslehre (Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre) und eine reine Ethik (Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre). In beiden Fällen beschränkt sich die Metaphysik dabei auf die Herleitung und Aufstellung eines vergleichsweise formalen Inbegriffs apriorischer Prinzipien für eine faktisch vorliegende Domäne vernünftiger Regulation, die dann das positive Recht und die geltenden Sitten grundieren und normieren soll.
Schwieriger gestaltet sich die Zuordnung der projektierten Metaphysik der Natur zu Kants zu naturphilosophischen Produktionen. Zwar erfüllen die Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft (1786) dieses disziplinäre Desiderat. Doch verweist Kant auch nach deren Publikation, in der Vorrede zur zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft (1787), auf die
zusammen mit der "Metaphysik der Sitten" noch ausstehende "Metaphysik der Natur".19
Einschlägige spätere Werke Kants sind die naturphilosophischen Teile der Kritik der Urteilskraft (1790) mit ihrem methodologischen Fokus auf der systematischen Verfaßtheit der Natur im allgemeinen und der selbstorganisiert-selbstorganisierenden Natur ("belebte Materie")20 im besonderen sowie große Teile des sog. Opus postumum mit ihrer
Aufgabenstellung des Übergangs von den Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft zur empirischen Naturwissenschaft ("Physik").
Doch gibt es neben dem projektierten System der Transzendentalphilosophie, der elusiven Metaphysik der Natur und der exekutierten Metaphysik der Sitten noch eine weitere Metaphysikkonzeption beim kritischen Kant. Sie findet sich just in dem Werk, das den
18 KrV A 841/B 869.
19 KrV B XLIII.
20 Siehe dazu Günter Zöller, "Reflexion und Regulation. Kant über Begriffe und Prinzipien der Vernunft in der Kritik der Urteilskraft", in Worauf die Philosophie hinaussieht. Kants regulative Ideen im Kontext von Teleologie und praktischer Philosophie, hg. v. Bernd Dörflinger und Günter Kruck (Hildesheim/New York: Olms, 2012), 31-48.
Verweis auf eine allererst zu liefernde Metaphysik schon im Titel trägt, den Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können. Über weite Teil ist die Schrift eine alternative Darstellung der kritischen Transzendentalphilosophie – nach regressiver, analytischer Methode – mitmotiviert durch die Fehlverständnisse der ersten Auflage der Kritik der reinen Vernunft, insbesondere die doppelte Verwechslung des transzendentalen Idealismus mit dem Berkeleyschen Idealismus und dem Humeschen Skeptizismus.21
Allerdings erweist sich das Abzielen der Prolegomena auf eine futurische wissenschaftliche Metaphysik als insgesamt problematisch, ja aporetisch. Die positiven Theorieteile der Kritik der reinen Vernunft erscheinen in der Repräsentation der Prolegomena von der Metaphysik und ihrer Grundlegung getrennt und dem transzendentalphilosophischen Unternehmen einer prinzipientheoretischen Fundierung von reiner Mathematik und reiner Naturwissenschaft zugewiesen. Die Behandlung der eigentlichen Metaphysik wiederum reduziert die Metaphysik auf eine Naturanlage, deren Überführung in eine Wissenschaft ("Metaphysik als Wissenschaft") sich aber als unmöglich erweist. Da die Prolegomena überdies nur die theoretische Metaphysik im Blick haben, unter Ausschluß der praktischen Metaphysik ("Metaphysik der Sitten"), ist überhaupt nicht abzusehen, welche "künftige(n) Metaphysik als Wissenschaft" mit den Resultaten der Prolegomena und darüber hinaus den Ergebnissen der diesen zugrundeliegenden Kritik der reinen Vernunft kompatibel wäre. So gesehen tragen die Prolegomena einen Titel im irrealen Konditional – eine Darlegung des Wissenschaftstypus, den metaphysische Erkenntnis gleich welcher Art und welchen Ausmaßes zu erfüllen hätte (diskursive synthetische Urteile a priori über erfahrungsjenseitige Gegenstände), von dem
aber feststeht, daß er in der theoretischen Metaphysik keinen systematischen Ort hat.22
Doch erschöpfen sich die Prolegomena nicht in Epilogemena auf eine zum Aussterben verurteilte wissenschaftliche Spezies. Im Anschluß an die negativ-destruktive Kritik an einer unmöglichen Metaphysik nach Art der Spezialmetaphysik alten Stils erkundet ein eigener Paragraph der Prolegomena, der systemarchitektonisch dem zweiteiligen Anhang zur Transzendentalen Dialektik in der Kritik der reinen Vernunft entspricht, die
21 Siehe dazu Editor's Introduction, in Immanuel Kant, Prolegomena to Any Future Metaphysics, hg. v. Günter Zöller, übers. v. Peter G. Lucas und G. Zöller. Oxford Philosophical Texts (Oxford: Oxford University Press, 2004), 20f..
22 Siehe dazu Editor's Introduction, in Immanuel Kant, Prolegomena to Any Future Metaphysics, hg. v. Günter
Zöller, übers. v. Peter G. Lucas und G. Zöller. Oxford Philosophical Texts (Oxford: Oxford University Press,
"Grenzbestimmung der reinen Vernunft" (§§ 57-60).23 Auf der Grundlage der kritischen Konzeption des "Grenzbegriffs"24 als einer Vorstellung, die auf der Grenze zwischen den Bereichen des Sinnlichen und des Übersinnlichen zu lokalisieren ist, und unter Heranziehung der epistemologischen Unterscheidung von Schranken als Negationen einer Größe und Grenzen als selber positiven Raumteilen zwischen von einander getrennten Räumen25 erörtert Kant das Komplementärverhältnis von Wissensbegründung und Wissensbegrenzung.26
Dabei kontrastiert Kant die Beschränkung des Verstandes, genauer: des objektiv-gültigen Verstandesgebrauchs, auf Bedingungen der Sinnlichkeit – und damit auf (mögliche) Gegenstände in Raum und Zeit (Erscheinungen) – um die Begrenzung des so beschränkten Verstandes durch die Vernunft und ihre Ideen des Übersinnlichen. Zwar vermag die Vernunft mit ihren Ideen nicht, das vakante Feld des Übersinnlichen gültig zu besetzen, dort markieren die Vernunftbegriffe gegenüber den applikativ sinnlich-beschränkten Verstandesbegriffen eine Dimension oder Domäne, die sich den Bedingungen der Sinnlichkeit und den auf diese eingeschränkten Verstandesleistungen essentiell entzieht und die den eigentümlichen Gegenstandsbereich einer Ideen-Metaphysik ausmacht, die limitativ – durch Abgrenzung von dem, was sie nicht ist und leistet – bestimmt wird.
Kants Absicht hinter der kritischen Rehabilitation der Metaphysik zu Ende der Prolegomena ist die Zurückweisung des dogmatischen Skeptizismus, für den die Grenzen der Sinnlichkeit zugleich die Grenzen von Sinn sind. Für Kant dagegen markieren die Einschränkungen des Verstandes zwar den Gegensandstandsbereich möglicher Wissenschaft, nicht aber den Gesamtbereich sinnhaften Gegenstandsbezugs. Der spezifische Gehalt der limitativen Metaphysik, die Kant in den Prolegomena entwirft, betrifft die Salvierung der metaphysischen Kernthemen Seele, Welt und Gott vor einem Reduktionismus, der den positiven Dogmatismus der Schulmetaphysik durch einen negativen Dogmatismus skeptischer
23 AA 4:350-365.
24 KrV A 255/B 310f.
25 AA 4:352.
26 Siehe dazu Günter Zöller, "In der Begrenzung zeigt sich der Meister. Der metaphysische Minimalismus der Kritik der reinen Vernunft", in Metaphysik und Kritik. Interpretationen zur "Transzendentalen Dialektik" der
Kritik der reinen Vernunft, hg. v. J. Chotas, J. Karásek und J. Stolzenberg (Würzburg: Königshausen & Neumann, 2008), 19-33 sowie ders., "Der negative und der positive Nutzen der Ideen. Kant über die Grenzbestimmung der reinen Vernunft", in Über den Nutzen von Illusionen. Die regulativen Ideen in Kants theoretischer Philosophie, hg. v. Bernd Dörflinger und Günter Kruck (Hildesheim/New York: Olms, 2011), 13- 27.
Couleur ersetzt, der in der Seelenlehre den Materialismus, in der Weltlehre den Determinismus und in der Gotteslehre den (atheistischen) Fatalismus vertritt.27
Die limitative Metaphysikkonzeption begegnet dem skeptizistischen Neo-Dogmatismus in Psychologie, Kosmologie und Theologie mit einem noumenalen Agnostiszismus, der im Rückgriff auf die "kritische Unterscheidung" von Ding an sich und Erscheinung a limine ausschließt, daß die Seele rein materieller Natur ist, daß die Welt rein naturkausal determiniert ist und daß das Göttlich-Ganze blind regiert ist – ohne dabei eine positiv-direkte Neubestimmung der Natur der drei Gegenstände der speziellen Metaphysik leisten zu können. Der kritische Idealismus in epistemologischen Dingen erweitert sich so in metaphysischer Hinsicht zum psychologischen Anti-Materialismus, kosmologischen Anti-Determinismus und theologischen Anti-Fatalismus.
Zu der in den Prolegomena anvisierten limitativen Metaphysik tritt in Kants kritischen Schriften eine weitere Variante der surrogativ und simulativ restituierten Spezialmetaphysik von Seele, Welt und Gott. Auch dabei besteht der systematische Kontext in der gezielten Ergänzung der auf Erfahrungsermöglichung beschränkten Transzendentalmetaphysik um eine auf Erfahrungsüberschreitung ausgerichtete Transzendenzmetaphysik. Doch ist die alternative Spezialmetaphysik, oder besser: die Alternative zur Spezialmetaphysik, in diesem Fall nicht exklusiv theoretisch begründet, sondern moralisch motiviert und praktisch orientiert. In allen drei Kritiken ergänzt Kant nämlich die apriorische Prinzipientheorie, die auf Naturgegenstände, auf freie Handlungen bzw. auf als durch freie Handlungen mögliche Naturgegenstände geht, durch die begründete Bezugnahme auf übersinnliche Gegenstände, die sich dem Wissen und seiner apodiktischen Gewißheit essentiell entziehen, aber über alternative Ressourcen der vernünftigen Ausweisung verfügen. Im Kanon der reinen Vernunft
der Kritik der reinen Vernunft sind dies die metaphysischen Gegenstände erlaubt- erforderlichen Hoffens auf die Erfolgsbedingungen moralischen Handelns,28 in der Dialektik der reinen praktischen Vernunft der Kritik der praktischen Vernunft die zu postulierenden Gegenstände eines moralisch bestimmten endlich-vernünftigen Willens29 und in der
27 AA 4:363.
28 KrV A 804/B 832-A 819/B 847.
29 AA 5:122-134.
Methodenlehre der teleologischen Urteilskraft in der Kritik der Urteilskraft die bedingt- notwendigen Objekte eines frei-willentlichen Fürwahrhaltens.30
Inhaltlich rekurrieren die drei spezialmetaphysischen Perspektiven der Kritiken auf die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele als integraler Bestandteile des "höchsten Gut[s] in der Welt",31 d. i. der je individuell zu bemessenden Remuneration von Sittlichkeit durch Sinnlichkeit ("Glückseligkeit"). Doch ist der Eudämonismus in allen drei Kritiken nicht
Moralprinzip sondern Moralkonsequenz, die dabei unter dem Vorbehalt ihrer Ermöglichung und Verwirklichung durch zusätzliche Bedingungen psychologischer und theologischer Art steht. Für das Metaphysikprojekt im Horizont der Lehre vom höchsten Gut, das sich in allen drei Kritiken entwickelt findet, ist es dabei charakteristisch, daß die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Affirmation der metaphysischen Gegenstände (Gottesexistenz, Seelenunsterblichkeit) in der praktischen Gewißheit moralischer Verpflichtung liegt, während die Materialien für die inhaltliche Ausgestaltung der moralisch- motivierten Metaphysik der theoretischen Philosophie entstammen.
Für das Unternehmen einer Substitution der als unmöglich erwiesenen theoretisch- wissenschaftlichen Metaphysik durch eine moralisch-praktisch fundierte und limitierte Metaphysik erhoffter, geglaubter und erwünschter fremdpersonaler Divinität und eigenpersonaler Immortalität hat Kant im Fragment seiner Preisschrift über die Fortschritte
der Metaphysik (1793) den Projekttitel einer "praktisch-dogmatisch" begründeten Metaphysik.32 Der doktrinale Anspruch der alten Spezialmetaphysik wird so auf praktischer Grundlage funktional fortgeführt: an die Stelle von Theoremen treten dabei Postulate, das Wissen wird durch den (Vernunft-)Glauben ersetzt, und aus sachlich zwingenden Gründen
werden faktisch alternativlose Bedürfnisse.
Mit der Metaphysik alter Intention und Ambition hat die postulatorische Metaphysik den gezielten Überschritt ("Übergang")33 vom Sinnlichen zum Übersinnlichen gemein, der aber unter Bedingungen kritischen Philosophierens weder auf theoretische Metaphysik im Stil einer "Metaphysik der Natur" noch auf praktische Metaphysik nach Art einer "Metaphysik der Sitten" führt. Statt dessen dient die kritisch-postkritische Metaphysik bei Kant der
30 AA 5:442-485.
31 AA 5:125.
32 AA 20:311.
33 AA 20:260.
theoretischen Ermöglichung und der praktischen Verwirklichung des Endzwecks menschlicher Existenz, ihrer "Bestimmung"34 – der Vereinbarung von Sittlichkeit und Sinnlichkeit, von (rein-praktischer) Vernunft und (verdientem) Vergnügen in einer
gelungenen Lebensführung, die das antike philosophische Bildungsideal der sophia in spezifisch moderner Form fortführt. Statt zum vermeintlichen Wissen suprasensibler Gegenstände zu führen, kulminiert die mögliche Metaphysik in der Weisheit. An die Stelle der Metaphysik als Wissenschaft ("Wissenschaftslehre") tritt so die Metaphysik als
"Weisheitslehre".35
Wie paßgenau Kant den philosophiegeschichtlichen Fortschritt von der alten, pseudo- wissenschaftlichen Metaphysik zur neuen weisheitlichen Metaphysik konzipiert, wird deutlich an der Erweiterung der praktisch-dogmatischen Metaphysik über die beiden Postulate der Seelenunsterblichkeit und Gottesexistenz hinaus um den kosmologischen Gegenstand der Spezialmetaphysik, die Freiheit. Die praktisch-dogmatische Metaphysik umfaßt so ein dreifaches Übersinnliches "in uns, über und nach uns", das den Ambitus metaphysischen Denkens in einem Kreisgang ausschreitet, der von der Freiheit über die ihr vorauszusetzende Gottexistenz zur dadurch ermöglichten Seelenunsterblichkeit führt, die wiederum den vernünftigen Gebrauch der Freiheit motiviert.
Die in der metaphysischen Weisheitslehre eigens postulierte Freiheit versteht Kant dabei so, daß sie über die im Moralbewußtsein gewisse Möglichkeit rein vernünftiger Willensbestimmmung ("Autonomie") hinausgeht und zusätzlich, aber eben nur postulatorisch die wirkliche Befähigung ("Vermögen") zur Selbstbestimmung zum rein moralischen Wollen
und Handeln ("Autokratie") umfaßt.36 Die exekutive moralische Freiheit der Autokratie ist
nicht, wie die legislative moralische Freiheit der Autonomie, unmittelbar praktisch gewiß, sondern Gegenstand eines Vernunftglaubens, der unter kontingenten Bedingungen steht
34 KrV A 840/B 868 und A 464/B 492.
35 AA 20:261. Siehe dazu Günter Zöller, "'The supersensible ... in us, above us and after us.' The Critical Conception of the Highest Good in Kant's Practico-Dogmatic Metaphysics", erscheint in The Highest Good in Kant's Philosophy, hg. v. Thomas Höwing, Florian Marwede und Marcus Willaschek (Berlin and Boston: De Gruyter).
36 Siehe dazu Günter Zöller, "Autocracy. The Psycho-Politics of Self-Rule in Plato and Kant", in Relations of the Self, hg. v. Edmondo Balsamão Pires, Burkhard Nonnenmacher und Stefan Büttner-von Stülpnagel (Coimbra: Coimbra University Press, 2010), 385-404, deutsche Fassung unter dem Titel "Autokratie. Die Psycho-Politik der Selbstherrschaft bei Platon und Kant", in Kant als Bezugspunkt philosophischen Denkens, hg. v. Hubertus
Busche und Anton Schmitt (Würzburg: Königshausen & Neumann, 2010), 351-377, sowie ders., "Libertas civilis. Zur politischen Prägung von Freiheit und Autonomie bei Kant", in Philosophie nach Kant. Neue Wege zum Verständnis von Kants Transzendental- und Moralphilosophie, hg. v. Mario Egger (Berlin and Boston: De Gruyter), 329-338 und ders., "Autocracy", erscheint in The Cambridge Kant Lexicon, hg. v. Julian Wuerth (Cambridge: Cambridge University Press).
("Bedürfnis") und der wie der Glaube an Gottesexistenz und Seelenunsterblichkeit einem "freien Fürwahrhalten"37 entspringt. Die gewisse Freiheit (Autonomie) und die geglaubte Freiheit (Autokratie) markieren so die architektonische Alternative im Metaphysikbegriff
Kants zwischen kritischem Wissensstand und postkritischem Glaubensbedürfnis, aber auch deren Entwicklungsgang ("Fortschritt") von der Wissenschaft zur Weisheit.
Bouveresse, J., Le Philosophe chez les autophages. Paris: Vrin 1984.
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